Der Leerstand von Häusern in Ostfriesland ist zunehmend ein Spannungsfeld.
Zwischen Leerstand im Binnenland und Ferienhausboom an der Küste klafft eine spürbare Lücke, die sowohl sozial als auch strukturell Folgen hat.
Leerstand – vor allem im Binnenland
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In vielen kleinen Orten und Fehnsiedlungen im ostfriesischen Binnenland (z. B. rund um Rhauderfehn, Moormerland, Südbrookmerland) stehen alte Häuser leer
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Gründe:
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Landflucht: Jüngere ziehen in Städte oder an die Küste
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Überalterung: Alte Eigentümer sterben, Erben wohnen woanders
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Sanierungsbedarf: Viele Häuser sind alt, energetisch schlecht, für Käufer unattraktiv
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Ergebnis: Straßenzüge mit Lücken, Preisverfall, Strukturprobleme
Ferienhaus-Boom an der Küste & auf den Inseln
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Parallel dazu explodiert die Nachfrage nach Ferienimmobilien in Orten wie:
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Greetsiel, Norddeich, Neßmersiel, Carolinensiel, Neuharlingersiel
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Auch auf den Inseln (Norderney, Juist etc.)
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Viele alte Häuser werden aufgekauft, umgebaut zu Ferienobjekten
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Teils durch Investoren von außerhalb, teils durch Zweitwohnungsbesitzer
Folgen vor Ort:
In Küstenorten:
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Verdrängung von Einheimischen durch hohe Immobilienpreise
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Häuser stehen halbe Jahre leer, weil sie nur als Ferienobjekte genutzt werden
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Ortsbild verändert sich: Mehr Tourismus, weniger Gemeinschaft
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Dorfstrukturen erodieren: Weniger Kinder, weniger Vereinsleben, weniger Leben im Winter
Im Binnenland:
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Trotz günstiger Preise findet sich kaum Nachfrage
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Junge Leute wollen lieber in die Stadt oder an die Küste
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Leerstand zieht weiteren Leerstand nach sich
Politische Diskussion:
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In manchen Gemeinden wird über Zweitwohnungssteuern, Nutzungsauflagen oder gar Kaufverbote für Investoren diskutiert
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Gleichzeitig sucht man nach Strategien zur Wiederbelebung von Dörfern
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z. B. durch Wohnen auf Zeit, Arbeiten im Grünen, Künstler- oder Handwerkerprojekte
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Ostfriesland steht zwischen zwei Polen:
Touristischer Hype an der Küste – strukturelle Leere im Hinterland.
Was fehlt, ist eine kluge Balance: Wohnen, Tourismus und Lebensqualität für alle, nicht nur für die Saison.
Plattdeutsch: Wat man toveel vermietet, hett man bald keen to wonen mehr.
Hochdeutsch: Was man zu viel vermietet, hat man bald nicht mehr zum Wohnen.