Dass Ostfriesen manchmal als „Hinterwäldler“ bezeichnet werden, liegt nicht an der Realität – sondern an Klischees, die sich historisch und kulturell entwickelt haben. Diese Sichtweise hat mit Außenwahrnehmung, räumlicher Abgrenzung und einem Schuss Überheblichkeit von außen zu tun.
Warum also dieses Vorurteil?
Geografische Randlage
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Ostfriesland liegt am nordwestlichsten Zipfel Deutschlands – weit weg von Großstädten, Industriezentren oder Machtzentren.
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Früher schwer erreichbar: schlechte Verkehrswege, abgelegen, viel Moor, Marsch und Wind.
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Daraus entstand das Bild: „Die leben da ganz für sich.“
Eigenständigkeit & Eigensinn
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Ostfriesen gelten als stur, wortkarg und traditionsbewusst – das kann für Außenstehende wirken wie „weltfremd“.
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Beispiel: „Friesische Freiheit“ – kein Fürst, keine Obrigkeit, keine Unterwerfung.
→ Für viele ein Zeichen von Rückständigkeit – für Ostfriesen: Stolz.
Sprache und Kultur
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Plattdeutsch, Teezeremonien, Boßeln, Kohlfahrten – wer das nicht kennt, hält es schnell für „altmodisch“ oder „hinterwäldlerisch“.
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Die starke Identität wird von Außen oft missverstanden als Isolation.
Die Ostfriesenwitze
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Haben das Klischee seit den 70ern massiv verstärkt.
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Dabei war vieles satirisch gemeint – aber viele übernahmen das Bild vom einfältigen Küstenbauern.
Und die Realität?
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Ostfriesland ist hochmodern in Energie, Landwirtschaft, Tourismus und Digitalisierung.
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Die Menschen sind weltgewandt, reisefreudig und heimatverbunden zugleich.
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Viele Ostfriesen leben ruhiger, aber nicht zurückgeblieben – das ist ein Unterschied.
Das „Hinterwäldler“-Image ist ein Außenklischee, das nicht mehr passt – aber es zeigt, wie schnell Eigenständigkeit mit Rückständigkeit verwechselt wird. Die Ostfriesen selbst? Die stehen drüber. Mit Tee, Wind und einem Lächeln.
Plattdeutsch: Wi sünd nich achter’t Welt – wi sünd ganz vörn, bloots nich so luid.
Hochdeutsch: Wir sind nicht hinter der Welt – wir sind ganz vorn, nur nicht so laut.
