Startup-Szene und Ostfriesland klingen auf den ersten Blick wie ein Gegensatz. Aber: Auch hier tut sich etwas – langsam, kleinräumig, aber authentisch. Ostfriesland ist keine urbane Gründerschmiede, aber es gibt eine aufkommende Gründerbewegung, vor allem in Nischen, Handwerk, Digitalisierung und Landwirtschaft.
Struktur: Ostfriesland ≠ Berlin – aber mit Potenzial
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Wenig klassische Startups im Tech-Sinne
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Kaum Coworking-Spaces, Gründerzentren oder Business-Inkubatoren wie in Großstädten
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Aber: gute Lebensqualität, günstige Räume, viel Bodenhaftung und Nischenfokus
Typische Gründungsfelder in Ostfriesland:
a) Agri-Tech & Grüne Innovation
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Kombination aus Landwirtschaft + Technologie:
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Smart Farming
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Direktvermarktung via App oder Plattform
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Bio-Düngung, nachhaltige Verpackung, Torfalternativen
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Beispiele: Startups zur Moornutzung, Klimabilanzierung für Höfe
b) Tourismus & Erlebnisangebote
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Digitale Buchungsdienste, regionale Erlebnisvermittler, nachhaltige Tourismusideen
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Mancherorts: Tiny Houses, Glamping, individuelle Gästebindung über Plattformen
c) Kreativwirtschaft & Design
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Kleine Agenturen, Grafik, Text, Webdesign – oft als Einzelgründer oder 2–3-Personen-Betriebe
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Arbeiten häufig ortsunabhängig, aber bewusst in der Region verwurzelt
d) Lebensmittel & Direktvermarktung
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Hofläden mit Online-Shop
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Regionale Marken (z. B. Tee, Käse, Fleischprodukte) mit Fokus auf Transparenz & Nachhaltigkeit
e) Soziale Startups / Dorfentwicklungsprojekte
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Ideen wie: „Dorf-Hub“, mobile medizinische Versorgung, Seniorenhilfe per App, Dorfboxen
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Klein gedacht, aber mit großem sozialen Mehrwert
Netzwerke & Unterstützer vor Ort
Akteur | Angebot |
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Wirtschaftsförderung Leer, Aurich, Wittmund, Emden | Beratung, Vermittlung, Förderhilfen |
Ostfriesische Landschaft / Hochschulen | Kultur- und Bildungsprojekte mit Innovationspotenzial |
Startzentrum Leer (BBS + Sparkasse) | Gründerberatungen, Businesspläne, Mikrokredite |
Landvolk & Genossenschaften | Für landwirtschaftsnahe Startups sehr hilfreich |
Herausforderungen:
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Langsame Bürokratie, wenig Risikokapital vor Ort
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Schwieriger Zugang zu Investoren
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Digitales Netz & Mobilität begrenzen manchmal die Skalierbarkeit
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Oft wenig Austausch unter Gründer*innen – „jeder für sich“ statt Szene
Aber: Große Chance für Neudenker
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Wer:
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bodenständig
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lösungsorientiert
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regional verbunden ist, kann hier mit kleinem Geld, klarer Idee und viel Einsatz etwas aufbauen
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Besonders für Rückkehrer oder Stadtflüchtlinge mit Know-how: perfekte Mischung aus Ruhe + Sinn
Die Startup-Szene in Ostfriesland ist nicht groß – aber echt.
Hier geht es nicht um das nächste Milliarden-Exit, sondern um sinnvolle Ideen, die zur Region passen.
Und genau das macht sie interessant für die Zukunft.
Plattdeutsch: Hier bruukt keen Hype – man Mutt, Gripp un en lüttje Funken Mut.
Hochdeutsch: Hier braucht es keinen Hype – sondern Mut, Verstand und einen kleinen Funken Wagemut.