Wikinger und Ostfriesland ist ein Thema, das oft unterschätzt oder falsch eingeschätzt wird. Viele denken bei Wikingern an Norwegen, Dänemark oder Nordengland – aber Spuren der Wikinger gibt es auch in und um Ostfriesland, wenn auch nicht so massiv wie anderswo.
Waren die Wikinger in Ostfriesland?
Ja – aber nicht als Siedler, sondern als Händler, Plünderer und Seefahrer. Die Nordseeküste lag strategisch günstig auf ihren Handels- und Raubzügen.
Was ist bekannt?
Plünderungen & Überfälle (9. – 11. Jh.)
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Die Wikinger überfielen regelmäßig Klöster, Höfe und Küstenorte entlang der Nordseeküste – auch in Ostfriesland.
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Besonders betroffen: das Gebiet um Emden, Leer, Pewsum – wegen der Lage an Ems und Leda.
Handelskontakte
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Es gab auch Friedliche Kontakte: Wikinger betrieben regen Handel mit Bernstein, Tuch, Waffen und Sklaven
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Archäologische Funde (z. B. Fibeln, Münzen, Waffenreste) deuten auf Kontaktzonen hin
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Orte wie Dorestad (NL) oder Haithabu (SH) waren wichtige Knotenpunkte – mit Verbindungen auch nach Ostfriesland
Archäologische Spuren
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In Ostfriesland keine großen Wikingersiedlungen, aber:
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Einzelfunde von nordischen Objekten
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Hinweise auf Handelsrouten über Ems, Leda und Jümme
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Wikingerspuren in Ortsnamen sind eher selten
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Einfluss auf Friesen
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Die Friesen standen den Wikingern als Händler, aber auch als Gegner gegenüber
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Friesen waren selbst gute Seefahrer – und konnten sich lange gegen äußere Herrschaft behaupten (siehe „Friesische Freiheit“)
Die Wikinger waren in Ostfriesland präsent, aber nicht dominant. Es gab Überfälle, Handelskontakte und einzelne Spuren, aber keine dauerhaften Siedlungen wie in England oder Irland.
Plattdeutsch: De Wikingers wöörn dor – man de Friesen hebbt nich allens mit sich maken laten.
Hochdeutsch: Die Wikinger waren da – aber die Friesen haben sich nicht alles gefallen lassen.